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Dopamin-Detox: Entzug von der Reizflut

Wie bewusster Verzicht das Wohlbefinden stärkt

Benachrichtigungen, Likes, Serienmarathons, Junkfood oder der schnelle Kaffee zwischendurch – unser Gehirn wird täglich mit Reizen geflutet, die die Ausschüttung von Dopamin anregen.

„Dieser Neurotransmitter, der im Belohnungssystem eine wesentliche Rolle für Motivation und Genuss spielt, sorgt kurzfristig für Glücksgefühle. Kommt es allerdings langfristig zur Überstimulation, kann die hohe Menge Dopamin psychische Belastungen wie Stress, innere Unruhe oder Konzentrationsprobleme verstärken“, weiß Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos. Ein sogenannter Dopamin-Detox kann helfen, wieder in Balance zu kommen.

Reizüberflutung mit Folgen

Ob in der U-Bahn, beim Kochen oder im Wartezimmer: Dank Smartphone und Streaming sind Unterhaltung, Ablenkung und soziale Bestätigungen rund um die Uhr verfügbar. Diese Dauerstimulation treibt die Dopaminausschüttung an. „Was erst mal positiv klingt, kann in Wahrheit negative Auswirkungen haben. Denn das Gehirn gewöhnt sich an die hohe Grundaktivität und verlangt nach immer neuen Impulsen – vergleichbar mit einem Suchtmechanismus. Die Folge: Dinge, die früher Freude bereiteten – etwa einen längeren Film schauen oder ein zeitintensives Brettspiel spielen –, sorgen beispielsweise im Vergleich zum Doomscrolling viel langsamer für den Dopamin-Effekt, weshalb sie immer mehr an Reiz verlieren. Stattdessen nehmen innere Unruhe, Frust, Konzentrationsprobleme und emotionale Instabilität zu“, erklärt Dr. Häfner und ergänzt: „Langfristig kann dies zur Verschlimmerung psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, ADHS, Burn-out-Syndrom oder Zwangsstörungen beitragen.“

Maßnahmen für mehr Balance

Um negative Effekte einer übermäßigen Dopamin-Produktion zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Reizflut hin und wieder zu senken. Ziel ist es, dem Gehirn Zeit zur Regeneration zu geben und die Wahrnehmung wieder zu schärfen. Dabei helfen einfache Maßnahmen, die sich auch in einen fordernden Alltag integrieren lassen. Der Facharzt verrät: „Beispielsweise reduzieren Menschen ihre Bildschirmzeit am Abend, was eine bessere Schlafqualität und innere Ruhe fördert. Auch den Verzehr ungesunder Lebensmittel zu minimieren und stattdessen auf zuckerfreie Snacks zurückzugreifen, sorgt für mehr Gleichgewicht. Ebenfalls wertvoll sind der Verzicht auf Koffein, übermäßige Musik- oder Audiostimulation, impulsives Shopping und die Deaktivierung von Push-Benachrichtigungen – denn so kann sich das Nervensystem entspannen und die Menge an Stresshormonen sinkt. Es gilt, bewusst analoge Alternativen wie Lesen, Malen oder Spaziergänge in den Alltag zu integrieren.“

Zurück zur echten Freude

Beim Dopamin-Detox geht es nicht darum, gänzlich auf das Glückshormon zu verzichten, schließlich trägt es zur Lebensfreude und zum Wohlbefinden bei. Stattdessen zielt diese Methode darauf ab, die Überstimulation zu unterbrechen und wieder ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen. „Wer einen bewussteren Umgang mit Reizen entwickelt, kann Selbstkontrolle stärken, Stress reduzieren, Freude an einfachen und alltäglichen Dingen wiederfinden und die psychische Widerstandsfähigkeit erhöhen. Letztlich soll durch Achtsamkeit mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit erzeugt und die Wahrnehmung für natürliche und nachhaltige Freudequellen geschärft werden“, betont Dr. Häfner abschließend.

Weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de