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Durch Gefühle und Gedanken körperlich erkranken

Symptome mit psychischer Ursache

Millionen von Menschen weltweit leiden unter psychosomatischen Erkrankungen. Doch trotz wissenschaftlicher Fortschritte werden viele Betroffene nicht ernst genommen.

„Wenn jemand hyperventiliert oder behauptet, seine Arme wären taub, medizinische Untersuchungen aber körperliche Ursachen ausschließen, wirken die Symptome auf einige Außenstehende ausgedacht beziehungsweise eingebildet. Sie sind aber absolut real“, so Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos. Er betont: „Wir müssen weg von der Stigmatisierung und hin zu einer integrativen Medizin, die Körper und Seele als Einheit betrachtet. Nur so können wir den Betroffenen langfristig helfen.“

Beschwerden verstehen

Wer über längere Zeit unter Kopfschmerzen, Zittern oder Ohnmachtsanfällen leidet, sucht meist nach dem Grund für seine Symptome. „Finden Ärzte jedoch keine organische Ursache, bedeutet das nicht, dass die Beschwerden eingebildet sind. Sie entstehen aufgrund psychischer Belastungen. So können beispielsweise Bluthochdruck, Magen-Darm-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen psychosomatisch bedingt sein. Weitere Beispiele sind Asthma, Tinnitus und koronare Herzerkrankungen. Teilweise lassen sich psychosomatische Erkrankungen sogar messbar nachweisen, etwa bei Untersuchungen von Patienten mit psychogenem Schwindel“, erläutert der Facharzt.

Reaktion auf empfundene Bedrohung

Doch warum können chronischer Stress, Ängste, Traumata oder emotionales Leid körperliche Beschwerden hervorrufen? Dr. Häfner erklärt: „Der Körper nimmt psychische Belastungen genauso ernst wie eine körperliche Bedrohung. Bei traumatischen Erlebnissen und emotionaler Überforderung entwickelt das Gehirn Schutzstrategien und unterdrückt deshalb bestimmte Körperfunktionen oder blockiert die Verarbeitung äußerer Reize. Daher können selbst ohne organische Erkrankung lästige und quälende körperliche Symptome entstehen.“ So schüttet der Körper bei Stress Hormone aus, die den Herzschlag beschleunigen oder den Blutdruck erhöhen. Ist das Herz dadurch dauerhaft überlastet, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Emotionale Probleme führen oft auch dazu, dass sich Muskeln verkrampfen – besonders im Nacken, Rücken und Kiefer. Das kann Kopf- oder auch Rückenschmerzen sowie Gelenkbeschwerden verursachen. Ein seelischer Schock kann das Nervensystem sogar so stark überfordern, dass es als Schutzmaßnahme eine Dissoziation, eine psychogene Lähmung oder einen vorübergehenden Sehverlust auslöst.

Beruhigende Signale senden

Besonders häufig von psychosomatischen Symptomen betroffen sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, da diese meist mit ausgeprägten emotionalen Belastungen einhergehen. So treten bei Depressionen oder Angststörungen meist auch Beschwerden wie Rückenschmerzen, Migräne oder Herz-Kreislauf-Probleme auf – ebenso bei posttraumatischer Belastungsstörung, kurz PTBS, oder Zwangsstörungen. Die gute Nachricht: Psychosomatische Erkrankungen lassen sich mit Entspannungstechniken, Psychotherapie und bewusster Stressbewältigung gut behandeln. „Ein vielversprechender Ansatz ist die Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Behandlung und körperzentrierten Verfahren wie Yoga, Achtsamkeitstraining oder auch Kunsttherapie“, so der Klinikleiter.

Weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de