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Ghostwriter Bachelorarbeit – ein Tabu an deutschen Hochschulen?

Immer mehr Studierende geraten im Laufe ihres Studiums unter Druck. Sei es durch Zeitmangel, psychische Belastung oder sprachliche Hürden – die Herausforderungen häufen sich besonders gegen Ende des Studiums, wenn es um das Schreiben der Bachelorarbeit geht.

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Symbolfoto
Foto: Unsplash / Unseen Studio

In dieser Situation suchen viele nach externer Unterstützung. Eine der häufigsten Lösungen: ein Ghostwriter Bachelorarbeit.

Das Thema ist jedoch heikel. Kaum wird es ausgesprochen, folgt die Frage: Ist das erlaubt? Dürfen Studierende sich tatsächlich von einem Ghostwriter helfen lassen? Oder handelt es sich hierbei um einen klaren Verstoß gegen die akademische Integrität?

Die Realität ist differenzierter, als man zunächst annehmen würde. Ghostwriting bedeutet nicht automatisch Betrug. In vielen Fällen geht es nicht um das Abgeben fremder Arbeit als eigene, sondern um die Erstellung eines strukturierten, inhaltlich passenden Musters, das dem Studierenden als Vorlage dienen kann. Dieses Muster soll zur Orientierung und als Lernhilfe genutzt werden, nicht aber zur wörtlichen Übernahme.

Was macht ein Ghostwriter bei einer Bachelorarbeit eigentlich?

Ein Ghostwriter, der eine Bachelorarbeit begleitet, übernimmt nicht einfach das Schreiben eines vollständigen, zur Abgabe bestimmten Textes. Vielmehr unterstützt er in mehreren wichtigen Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens – oft dort, wo die größten Unsicherheiten bestehen.

Ein professioneller Ghostwriter hilft dabei:

  • ein geeignetes Thema zu finden, das sowohl relevant als auch realistisch durchführbar ist,
  • eine klare Gliederung und Struktur zu entwickeln,
  • relevante Literatur zu recherchieren und auszuwerten,
  • ein inhaltlich kohärentes Beispielkapitel oder sogar eine vollständige Musterarbeit zu verfassen, an der sich der Studierende orientieren kann.

Das zentrale Element hierbei: Der Ghostwriter liefert ein Beispiel, eine Art akademischen Prototyp. Dieses Dokument soll dem Studierenden helfen, sich an Struktur, Stil und Argumentation zu orientieren. Es ist nicht dazu gedacht, ohne eigene Arbeit übernommen oder eingereicht zu werden.

Ein seriöser Ghostwriting-Dienst weist explizit darauf hin, dass es sich um eine Vorlage handelt – nicht um eine fertige Bachelorarbeit zur direkten Abgabe. Studierende, die verantwortungsvoll damit umgehen, nutzen diese Vorlage, um ihre eigene Arbeit zu entwickeln und zu verbessern.

Warum greifen Studierende auf Ghostwriter zurück?

Hohe Belastung durch Studium und Nebenjob

Viele Studierende stehen unter enormem Druck. Vorlesungen, Seminare, Hausarbeiten, Prüfungen – all das muss bewältigt werden. Hinzu kommen oft Nebenjobs, um das Studium überhaupt finanzieren zu können. Zeit für intensive Recherche, Gliederung und das Verfassen der Bachelorarbeit bleibt da kaum. Ein Ghostwriter kann hier helfen, Struktur in das Chaos zu bringen und die Arbeit effizient zu planen.

Zeitdruck und Perfektionismus

Nicht jeder kann unter Zeitdruck produktiv arbeiten. Gerade bei so wichtigen Arbeiten wie der Bachelorarbeit tritt häufig Perfektionismus auf. Studierende überarbeiten Kapitel mehrfach, verwerfen Ideen, blockieren sich selbst – und plötzlich ist die Abgabefrist nah. Eine Ghostwriter-Vorlage kann in solchen Momenten als Leitfaden dienen, um sich zu orientieren und den roten Faden nicht zu verlieren.

Fehlende Betreuung durch den Dozenten

Idealerweise steht ein Betreuer während der Bachelorarbeit unterstützend zur Seite. Die Realität sieht aber oft anders aus: knappe Sprechzeiten, wenig konkrete Rückmeldung, kaum Hilfestellung bei methodischen Fragen. Ohne Orientierung fühlen sich viele Studierende allein gelassen. Ghostwriter bieten in solchen Fällen strukturierte Hilfe – gerade da, wo Hochschulen nicht genug begleiten können.

Sprachliche Barrieren bei internationalen Studierenden

Internationale Studierende haben es besonders schwer. Neben dem wissenschaftlichen Anspruch kommt die Herausforderung hinzu, in einer Fremdsprache akademisch zu schreiben. Auch wenn sie das Thema verstehen, fällt es vielen schwer, ihre Gedanken korrekt und wissenschaftlich auszudrücken. Eine Ghostwriter-Vorlage auf Deutsch kann hier enorm helfen – als Beispiel für Sprache, Stil und Aufbau.

Juristische und ethische Grauzone

Ghostwriting ist nicht illegal, wenn die Vorlage korrekt verwendet wird

In Deutschland ist Ghostwriting nicht per se verboten. Solange der Ghostwriter eine Vorlage liefert und diese nicht als fertige Prüfungsleistung eingereicht wird, handelt es sich nicht um eine Straftat. Der Verkauf und Kauf solcher Texte ist rechtlich erlaubt, wenn klar ist, dass sie zu Übungs- oder Orientierungszwecken dienen.

Universitäten werten das Einreichen fremder Texte als Betrug

Anders sieht es auf hochschulinterner Ebene aus. Wer eine fremde Arbeit als eigene ausgibt und abgibt, begeht einen klaren Verstoß gegen die Prüfungsordnung. Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben: von der Aberkennung der Note bis hin zur Exmatrikulation. Hochschulen legen großen Wert auf Eigenleistung und Transparenz.

Die Verantwortung liegt beim Studierenden

Der zentrale Punkt ist: Wie die Vorlage genutzt wird, entscheidet der Studierende. Wer sie als Hilfe zur Selbsthilfe betrachtet, macht sich nichts vorzuwerfen. Wer jedoch die Arbeit des Ghostwriters übernimmt und einreicht, überschreitet eine Grenze. Die Verantwortung liegt in jedem Fall beim Nutzenden.

Wie entwickelt sich der Markt für Ghostwriting?

Die Nachfrage nach Ghostwriter Bachelorarbeit steigt

Trotz (oder gerade wegen) der kritischen Haltung vieler Hochschulen steigt die Nachfrage nach Ghostwriting-Dienstleistungen. Die Gründe sind vielfältig: wachsende Anforderungen, steigende psychische Belastung, mehr internationale Studierende. Der Wunsch nach individueller Unterstützung auf akademischem Niveau wächst stetig.

Es gibt seriöse Agenturen – aber auch anonyme Anbieter

Der Markt ist breit gefächert. Neben etablierten Ghostwriting-Agenturen, die transparent und beratend arbeiten, gibt es auch anonyme Plattformen mit zweifelhafter Qualität. Für Studierende ist es oft schwer, seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Wichtig sind dabei Transparenz, Referenzen, rechtssichere Verträge und eine klare Kommunikation.

Preise, Fristen und Qualität variieren stark

Die Preise für Ghostwriting-Dienste schwanken stark – je nach Fach, Umfang, Frist und Qualifikation des Autors. Während einige Anbieter mit auffällig günstigen Preisen locken, bieten andere hochwertige Leistungen zu entsprechend höheren Kosten. Studierende sollten sich daher gut informieren, mehrere Angebote vergleichen und darauf achten, dass keine unrealistischen Versprechungen gemacht werden.

Wann ist Hilfe ein echter Gewinn?

Ein guter Ghostwriter ist auch ein Mentor

Ein erfahrener Ghostwriter bietet nicht nur Texte, sondern auch Einblicke. Er erklärt, warum eine bestimmte Struktur sinnvoll ist, wie Argumente aufgebaut werden, worauf bei Zitierweise und Quellen geachtet werden muss. Diese Form der Zusammenarbeit ähnelt einem individuellen Tutorium – eine Form der Nachhilfe auf hohem Niveau.

Eine Vorlage als Lernhilfe

Besonders visuelle Lerner profitieren von konkreten Beispielen. Eine gut geschriebene Vorlage hilft vielen Studierenden zu erkennen, wie eine Argumentation funktioniert, welche Sprache verwendet wird und wie Absätze logisch aufeinander aufbauen. Solche Vorlagen sind didaktisch wertvoll, wenn sie korrekt eingesetzt werden.

Unterstützung statt Täuschung

Ghostwriting wird dann problematisch, wenn Studierende die Verantwortung abgeben. Doch wer den Ghostwriter als Hilfe zur Selbsthilfe betrachtet, kann profitieren. Es geht nicht um das Umgehen eigener Leistung, sondern um das Verstehen akademischer Standards – und darum, die eigene Arbeit auf ein solides Fundament zu stellen.

Fazit

Ghostwriting im akademischen Bereich bewegt sich in einer rechtlichen und moralischen Grauzone – doch nicht jede Unterstützung ist gleich ein Tabubruch. Hilfe bei der Bachelorarbeit kann legal und sinnvoll sein, wenn sie als Unterstützung genutzt wird. Die Verantwortung, wie mit dieser Hilfe umgegangen wird, liegt beim Studierenden selbst.

Ob Ghostwriting an deutschen Hochschulen ein Tabu ist, hängt also weniger von der Existenz solcher Dienste ab, sondern vielmehr vom Umgang damit. In einer akademischen Welt, die sich zunehmend auf Eigenverantwortung, Selbstorganisation und psychische Gesundheit fokussieren muss, kann eine wohlüberlegte Zusammenarbeit mit einem Ghostwriter ein wichtiger Schritt sein – nicht zur Täuschung, sondern zur Selbstbefähigung.