Im Wein liegt nicht nur die Wahrheit
Morde und Intrigen bringen in Krimi das Fass zum Überlaufen
Was geht da vor in einigen Weinbaubetrieben der Pfalz? In Bad Dürkheim liegt ein toter Winzer in einer Traubenpresse. Kurz zuvor stirbt in der Nähe ein Erntehelfer unter dubiosen Umständen bei der Weinlese. Tragische Unfälle? Oberstaatsanwalt Ben Röder kommen da Zweifel. Im Krimi "Weinstrassenbetrug" von Markus Guthmann geht es um Schwindeleien bei der Herstellung guter Tropfen und Etikettenschwindel. Im Wein liegt also nicht nur die Wahrheit, es lauert auch das Böse.

Foto: emons-Verlag
Tatsache ist, dass in der Pfalz seit längerer Zeit ein Wandel in der Wein-Branche stattgefunden hat. Junge Winzer haben innerhalb von zwei Generationen das Image des Weines hier vom einst argwöhnisch betrachteten oft lieblichen Sorten bis hin zu international renommierten Tropfen. Soweit die Realität. In dem Kriminalroman „Weinstrassenbetrug“ tauchen jedoch dubiose Gestalten auf, die mit dunklen Machenschaften das große Geld verdienen wollen.
Aufgeschreckt wird man an der Weinstrasse, als der Kellermeister Lothar Hartlieb in der Bad Dürkheimer Winzergenossenschaft in einer Presse zerquetscht aufgefunden wird. Einsatz für das Kommissariat 11 aus Ludwigshafen, Hauptkommissar Gerald Steiner und auch für Staatsanwalt Ben Röder aus Frankenthal. Vor Ort ermittelt auch die Spurensicherung KTU. Zunächst wird vermutet, dass der Kellermeister aus Friedelsheim zum Reinigen der Presse hinein gestiegen war und diese sich aus ungeklärter Ursache in Bewegung gesetzt hat. Handelt es sich wirklich um ein tragisches Unglück oder doch um ein Gewaltverbrechen?
Für Röder stellen sich so einige Fragen. Vor allem, als es schon bei der Loog-Genossenschaft ein tragisches Ereignis gegeben hat. Vier Monate zuvor war ein junger Mann dort ums Leben gekommen. Der Erntehelfer Niklas Wyss war in einen Anlieferungstrichter gestürzt und getötet worden. In Bad Dürkheim stellt sich die Frage, warum der erfahrene Kellermeister Hartlieb nicht den Strom ausgeschaltet hat, bevor er in die Presse gestiegen war, Bei Verhör berichtet Jan Weber, ein Mitarbeiter von Hartlieb, dass dieser als umsichtig galt. Weber, der die Leiche gefunden und die Polizei informiert hat, erzählt von zwei Klötzchen, die er an der Steuerungsanlage gefunden und entfernt hat, da diese den Aus-Schalter blockiert hatten. Der zweite myteriöse Todesfall innerhalb kurzer Zeit bringt für Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft nun das Fass zum Überlaufen.
Zudem nehmen weitere die Ereignisse an Fahrt auf. Nobelwinzer Achim Hellinger, der bekannt ist für seine rauschenden Feste, hat mal wieder zu einer großen Party eingeladen. Wein und Schorle fließen in Strömen. Auch Röder ist bei seinem besten Freund eingeladen, Steiner ebenso. Unverhofft taucht plötzlich der Landtagsabgeordnete Obermann auf, der auch Präsident des Winzerverbandes und Mitglied der Weinbruderschaft ist. Er legt einen aggressiven Auftritt hin und beschuldigt Hellinger, eine Affäre mit seiner Frau zu haben. Obermann greift den Winzer wutentbrannt tätlich an. Röder schlichtet die Auseinandersetzung.
Dann erhält Winzer Hellinger unangenehmen Besuch: Er ist im Fokus der KTU, die sein Anwesen durchsucht. Angeblich soll Hellinger mit Weinfälschungen und Etikettenschwindel zu tun haben. Sein Freund Röder eilt ihm zu Hilfe und erfährt von dessen Helfer Mariusz, dass Tage zuvor zwei merkwürdige Typen im Weingut aufgekreuzt seien, als sein Chef beim Skifahren war. Sie haben Mariusz erzählt, sie seien von der Herstellerfirma der Abfüllanlage und wollten diese warten. Der Weingut-Helfer wurde von ihnen weggeschickt und durfte seinen Chef nicht telefonisch kontaktieren. Mariusz berichtete Röder, die dubiosen Leute seinen mit einem Lieferwagen mit dem Kennzeichen für Ahrweiler – AW – weggefahren.
Nun hat Oberstaatsanwalt Röder den dringenden Verdacht, dass sie Fälle bei der Loog-Genossenschaft und der Winzergenossenschaft in Bad Dürkheim etwas mit Weinfälschungen und einer organisierten Bande zu tun haben. Er beginnt, in diese Richtung zu ermitteln. Während der Ermittlungen kommen Röder, Steiner und Helleringer öfters zu dienstlichen und auch privaten Zusammenkünften zusammen. Wobei – wie in der Pfalz üblich – viel Schorle getrunken wird.
Der Fall wird ein wenig verstrickt, wer schenkt den Ermittlern reinen Wein ein und wer will sie hinters Licht führen? Beim Lesen des Buches ziehen mehrere Nebenschauplätze des Geschehens die Geschichte in die Länge. Etwas schwierig beim Blättern ist, dass eine Vielzahl von Personen die Szenerie betreten und auch, dass Guthmann recht sparsam mit Vornamen der Protagonisten umgeht. Daher muss man öfters zurückschlagen, um alles richtig einzuordnen. Am Schluss werden die Fälle natürlich gelöst, wobei erfahrene Krimi-Fans das Ende schon erahnen können. Der Autor weist übrigens eingangs des Buches daraufhin, dass die Handlungen und Personen frei erfunden seien. Das hält er aber nicht ganz durch. Im Epilog des Kriminalromans erwähnt er anlässlich einer Geburtstagsfeier für Röder einen real existierenden, nicht unbedingt sonderlich begabten Karikaturisten. Kleiner PR-Ausrutscher wohl für einen guten Freund.
Markus Guthmann: Weinstrassenbetrug, emons-Verlag, ISBN 978-3-74081582-0, 14,00 Euro.