Kultur

Schriftsteller Muschg verteidigt Suhrkamp-Verleger Unseld

Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, 90, verteidigt im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT das lebenslange Schweigen des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld über seine NSDAP-Mitgliedschaft als junger Mann.

„Unseld brauchte sich nicht als gewesenen Nazi zu outen, wenn er Bücher verlegte, die ein kritisches Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte nicht nur verlangten, sondern begründeten“. Weiter schreibt Muschg in einem exklusiven Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT: „Seine Last muss die deutsche Gesellschaft tragen und ertragen“. Im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde hatte der Historiker Thomas Gruber die NSDAP-Mitgliedskarte des legendären Verlegers Unseld entdeckt und exklusiv in der ZEIT präsentiert.

Muschg schreibt, zwar habe Unseld sich nie durch ein Geständnis positioniert. Aber die Auswahl der Autorinnen und Autoren für seinen Verlag habe den Umgang Unselds mit der Vergangenheit bewiesen. Dadurch habe er jene „Suhrkamp-Kultur“ geschaffen, „welche die Barbarei“ der Nazis „mit moderner Weltliteratur austrieb und der mörderischen Provinz politisch wie kosmopolitisch entgegentrat, ohne den Lesern das Salz der Selbstkritik zu ersparen“. Muschg war von 1972 bis 2009 selbst Suhrkamp-Autor, 1994 erhielt er den Büchner-Preis.

DIE ZEIT