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Viele Sepsistote wären vermeidbar

"Politik muss mehr tun!"

Sepsis – die schwerste Komplikation von Infektionen - betrifft jedes Jahr in Deutschland circa 500.000 Menschen. Etwa 140.000 der Betroffenen sterben, die überwiegende Mehrheit der Überlebenden leidet an schweren Krankheitsfolgen. Tragisch ist, dass ein Großteil der Todesfälle und Folgeschäden durch bessere Prävention und schnelleres Behandeln vermeidbar wäre. Trotz ihrer verheerenden Auswirkungen auf die Betroffenen, die Gesellschaft und die Wirtschaft schenken die politischen Entscheidungsträger der Sepsis viel zu wenig Aufmerksamkeit, sagt die Sepsis-Stiftung.

Wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass:

  • in Deutschland jährlich ca. 500.000 Patienten mit einer Sepsis behandelt werden, von denen etwa 140.000 im Krankenhaus und ein weiteres Drittel im ersten Jahr nach Entlassung sterben. Zusätzlich leiden etwa 270.000 der Überlebenden an Langzeitfolgen.
  • verglichen mit Australien, Schweden und den USA haben wir in Deutschland eine etwa doppelt so hohe Sterberate. Dies bedeutet, dass jährlich mindestens 70.000 Todesfälle vermeidbar wären, ganz zu schweigen von der nur schwer zu erfassenden Reduktion der Langzeitfolgen bei Überlebenden.
  • trotz erheblicher Anstrengungen engagierter Ärzte, Pfleger, Forscher und Betroffener, und trotz einer öffentlichen Förderung in Millionenhöhe, ist es durch freiwillige Aufklärungs- und Qualitätssicherungsinitiativen nicht gelungen, die Sepsissterblichkeit zu senken.
  • Sepsis auch vom Fachpersonal oft nicht erkannt wird: Nicht einmal in 0,1 Prozent der Einweisungsprotokolle von Sepsisbetroffenen ins Krankenhaus wurde durch die Notärzte und Rettungssanitäter Sepsis dokumentiert (Untersucht wurden über 100.000 Einweisungsprotokolle aus zwei Bundesländern).
  • es lediglich in fünf Prozent der deutschen Akutkrankenhäuser regelmäßige Schulungen für das ärztliche und pflegende Personal zur Sepsisfrüherkennung gibt.
  • bei der Allgemeinbevölkerung das Wissen über Sepsisprävention, -ursachen und -früherkennung, auf niedrigem Niveau stagniert.

Bei der globalen Bekämpfung der Sepsis nahm die Bundesregierung bisher eine Führungsrolle ein:

  • Im Jahr 2017 initiierte sie die von der World Health Assembly verabschiedete Sepsis Resolution; darin fordert die WHO ihre Mitgliedstaaten dazu auf, den Kampf gegen Sepsis in die nationalen Gesundheitsstrategien zu integrieren.
  • Im Jahr 2022 setzte sich die Bundesregierung dafür ein, in das Berlin Communiqué der G7-Gesundheitsresortleiter und -Regierungsoberhäupter die Verpflichtung aufzunehmen, weltweit die Implementierung der WHO Sepsis Resolution zu forcieren und die Synergien zwischen Infektionsprävention sowie der Bekämpfung von Sepsis und antimikrobiellen Resistenzen zu nutzen.

Deshalb fordert die Sepsis Stiftung die nächste Bundesregierung dazu auf:

  • dem Beispiel anderer europäischer Länder wie Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich zu folgen und eine Nationale Sepsis Strategie auf den Weg zu bringen.
  • dies zeitnah zu tun und mit einer Aufklärung über Sepsisprävention an die sehr erfolgreiche Kampagne im Kampf gegen AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten in Deutschland anzuknüpfen und nicht zuletzt
  • wegweisende, von Sepsisbetroffenen initiierte gesamtgesellschaftliche Sepsis Initiativen, wie die Sepsis Vorreiterregion im Main Taunuskreis und das Multi-Stakeholder Projekt zur Senkung der kindlichen und maternalen Sepsis, zu unterstützen.